Grünheide/Störitz am 19.03.2016
Was wünscht sich eine Läuferseele zum Geburtstag? Richtig! Einen Lauf, bei dem derjenige seine Läuferfreunde trifft und „gemeinsam“ einen Lauf absolviert. So machten Didi und ich uns auf den Weg nach Grünheide zum XXXVI. Internationalen 100 km-Lauf von Grünheide/Störitz. Wir hatten uns beide für die auch angebotene kürzere Strecke (50km) entschieden. Motiviert war ich nicht wirklich durch das Wetter und das einsam und verlassen wirkende Gelände, auf dem am nächsten Tag der Lauf stattfinden sollte. Da wir rechtzeitig am Vortag des Laufes ankamen, entschlossen Didi und ich uns zu einer Begehung. Am Strand des Störitzsees versuchte ich mir das tobende Leben des Erholungscamps „Störitzland“ im Sommer mit den vielen Gästen vorzustellen.
Ehrlich gesagt fiel mir das ziemlich schwer. Vielleicht lag es am Wetter. Nachdem Didi und ich so lange im Auto gesessen hatten, schlug ich vor, die Strecke „abzugehen“. Die Strecke, ein „abwechslungsreicher“ 5km-Rundkurs, hat keine „wesentlichen“ Höhenunterschiede. Die Strecke befindet sich zu großen Teilen im Wald. Wir mussten also 10 Runden laufen oder (ich!) walken, um für die 50km Strecke eine Urkunde zu bekommen. Streckenweise war schon der Froschschutz aufgestellt.
Die 5 km Marsch taten uns sehr gut. Ich hatte Hunger bekommen. Nachdem wir die Startunterlagen im Orgabüro abgeholt hatten, entschlossen wir uns zum Abendessen. Vorher mussten wir allerdings das Abendbrot in der Rezeption bezahlen.
In der „Kantine“ trafen Didi und ich die „Eiserne Lady“ Sigrid und „Eisenmeyer“ (unser aller Hajo). Ein weiteres bekanntes Gesicht war Andreas, den wir beim Bremer Bergmarathon kennengelernt hatten. Er setzte sich zu uns an den Tisch und erzählte, wie begeistert er vom „100 Marathon Club“ und den Berichten von Didi und mir sei.
Sigrid, Hajo und Didi liefen zu Hochform auf und erzählten dem armen Andreas lange und leidenschaftlich von ihren vielen Läufen. Im WoMo füllte Didi für uns den Zettel mit den Lauf-Infos für den Veranstaltungs-Sprecher aus. Die Infozettel sollten wir am nächsten Tag abgeben.
Am Lauftag zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite. Ja, es war schon frisch am nächsten Morgen. Ich stellte auch bald fest, dass ich zu warm angezogen war. Naja, Zeit hatte ich ja genug, um mich umzuziehen. Das WoMo stand an der Strecke, so dass es für mich kein Problem war, mich während des Laufes von einer Schicht zu trennen.
Am Start versammelten sich so allmählich die Läufer und bereiteten sich mental auf den Start vor. Da tauchte auch Schneggi auf und fachsimpelte mit Didi und dem Sprecher Ecki. Schneggi durfte auch ein Interview für den örtlichen Radiosender geben.
Didi und ich waren dann auch startklar und bereit für das „Geburtstagsfoto“.
Pünktlich um 6.30 Uhr wurden wir losgeschickt. Der Rundkurs war sehr gut markiert. Auch die üblichen Stolperfallen (gemeine Wurzeln!) waren klar erkennbar.
Es sollte sich ja auch keiner verlaufen. Meine Güte, hatte ich heute schwere Beine! Aber, da fielen mir die schlauen Worte vom Heinz ein: „Dann ist es heute eben ein Gehmarathon!“ Gehen? Nee! Vielleicht könnte ich heute powerwalken? Mit dieser Lösung konnte ich mich schon eher abfinden. In den ersten Runden wollte die Sonne auch nicht aus der Koje kommen.
Da half nur warten. Dann, mit der Sonne im Schlepptau, kam Didi mir leichtfüßig entgegen. Er strahlte und freute sich darüber, dass es ihm heute so leicht fiel zu laufen.
Auch Andreas fiel es heute besonders leicht. Die Sonne zeigte ihm den Weg.
Ich machte schnell ein Selfie, um zu sehen, ob der Frust schon in meinem Gesicht zu erkennen war.
Gott sei Dank noch nicht! Hajo kam mir nicht ganz so leichtfüßig, aber kämpferisch entgegen. Noch machten ihm seine Knieprobleme keine Schwierigkeiten.
Auch Peter hatte bei diesem On and Off Wetter gute Laune und wollte laufen, bis er keine Lust mehr hatte.
Dann kam auch bald Diethard und freute sich, als er mich sah.
Mann, waren sie heute alle schnell! Aber ich wollte heute an meinem Geburtstag nichts überstürzen. Schön langsam: Der Weg ist das Ziel! Die Strecke direkt im Wald war super schön zu laufen. Plötzlich zuckte ich zusammen, als eine laute und durchdringende Stimme meinen Namen rief: „Gunla! Hast du Papier?“ Ich schaute in meiner Gürteltasche nach und zog 3 Papiertaschentücher raus! Wem gehörte nun diese Stimme? Als ich mich umdrehte, sah ich eine Gestalt sich mir nähern.
Als die Gestalt näher kam, erkannte ich Sigrid.
Sigrid hatte es sehr eilig zu ihrem Boxenstopp.
Sie war überglücklich, dass sie jetzt ihre verdiente Sitzpause einnehmen konnte. Ich übergab ihr die Tücher und sie verschwand im Wald. Nach einer sehr kurzen Pause gab sie Vollgas und verschwand am Horizont.
Die Sonne kam zurück und ich freute mich über die nächsten 5 Runden. Richtig, ich hatte jetzt die Hälfte der Strecke schon geschafft!
Darüber war ich schon froh. Wenn die Sonne sich zeigt, dann hat man einfach gute Laune. Es waren übrigens einige Läufer unterwegs. Ich hatte bei diesem Lauf nie das Gefühl, ich würde enttäuscht als Letzte ins Ziel kommen.
Inzwischen waren jedoch die leckeren Schmalzbrote und der Haferschleim vom Verpflegungstisch verschwunden. Ich möchte mich an dieser Stelle bei den Helfern an der Verpflegungsstelle bedanken, weil sie es dort so lange ausgehalten haben. Hajo holte sich einen weiteren Becher Tee und machte sich auf den Weg in eine seiner letzten Runden.
Sigrid hatte auch nur noch wenige Runden zu laufen.
Didi und Andreas waren in einer ihrer letzten Runden. Leider waren sie mir für eine Laola Welle und gleichzeitig das entsprechende Foto einfach zu schnell.
Bald war der Parkplatz auch ziemlich leer.
Ich musste jetzt richtig kämpfen. Eigentlich hatte jetzt keine Lust mehr und meine Füße taten höllisch weh. Aber da war ja der Streckenposten mit den beiden jungen Männern, die einem durch ihre humorvolle Art wieder „auf die Beine halfen“ und in jeder Runde viel Spaß wünschten.
Bald hatte ich auch diese Runde hinter mir und konnte die letzte anfangen. Da kam mir Schneggi entgegen.
Er war auf dem Weg zum Duschen. Gratuliere, Schneggi! Du hast es geschafft! Dann war auch ich fertig. Im Ziel wurde ich stürmisch begrüßt und mit einem Happy Birthday nochmal „gefeiert“. Ich durfte auf einem Läuferstuhl Platz nehmen und musste ihn erst räumen, als der 100km Läufer, dem der Stuhl gehörte, ins Ziel kam. Der Chef, Gert Schlarbaum, überreichte mir dann die verdiente Urkunde. Ich versprach, bis zum nächsten Jahr meinen Trainingsrückstand zu bearbeiten und die diesmal erreichte Hahn Weber Zeit zu unterbieten. Auf dem Nachhauseweg wurden Didi und ich mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt.
Zu Hause angekommen, hatte meine Tochter Sofia zum Anlass meines Geburtstages ein kleines Frühlingsgesteck hingestellt.
Liebe Läufer und die, die es werden möchten: Der Weg ist das Ziel! Oder: Wo der Wille ist, ist auch ein Weg! Der kleine Wurm hat es auch geschafft!
Liebe Grüße Hittfeld, 21.03.2016
Gunla